Mutmacher für den ersten Schritt: Maßgeschneiderte Hilfe für Frauen im Main-Kinzig-Kreis

Auf der eigenen beruflichen Laufbahn sehen Frauen sich oftmals Hürden gegenüber, die alleine unüberwindbar scheinen. Die Orientierung wiederfinden, eigene Chancen entdecken und Stärken entfesseln, dabei bietet der Kreis zusammen mit dem Verein „Berufswege für Frauen“ Hilfe an, sogenanntes Female Empowerment – und das kostenfrei.

Main-Kinzig-Kreis. Ob beim Wiedereinstieg nach längerer, familienbedingter Abwesenheit oder bei einer Umorientierung im Berufsleben: Die Unterstützung ist maßgeschneidert. In punktuellen Einzelcoachings und Workshops werden Frauen bestärkt und begleitet, wenn sie beruflich etwas wagen wollen.

„Die Workshops behandeln Berufsorientierung, trainieren digitale Kompetenzen und unterstützen im Bewerbungsprozess“, erklärt Kirsten Walther, Projektleitung bei „Berufswege für Frauen“, im Gespräch mit der GNZ.

„Das bedeutet, dass die Frauen in den Einheiten lernen können, die eigenen Stärken und Fähigkeiten zu erkennen und auszubauen, lernen, sich beispielsweise im Bewerbungsgespräch gut zu verkaufen, und eben auch, was für die berufliche Zukunft wirklich wichtig ist.“

Eine Vision für die eigene Zukunft entwickeln

Wie wichtig das sein kann, weiß Walther aus eigener Erfahrung. So berichtet sie von einer Frau, die eine Führungsposition in einem Unternehmen innehatte, sich aber dann beruflich umorientieren wollte und überzeugt war: Ich kann doch nichts. „Das ist eine tolle Frau. Im Einzelcoaching konnte ihr dann geholfen werden, eine Vision für die eigene Zukunft zu entwickeln und vor allem ihre eigenen Stärken zu erkennen“, erinnert sich Walther.

Diese Einzelcoachings, abseits von den gemeinsamen Workshops, seien ungemein wichtig. „Jede Frau ist anders und hat eine andere Persönlichkeitsentwicklung durchlaufen. In Einzelgesprächen kann genau erkannt werden, wo die Frau Unterstützung braucht.“

Auch Workshops für Finanzen

„Doch die Workshops und Einzelcoachings sind nicht nur etwas für Frauen, die sich umorientieren wollen, sondern auch für Frauen, die fest mit beiden Beinen im Berufsleben stehen“, sagt Grit Ciani, Leiterin des Referats für Frauenfragen und Chancengleichheit beim Main-Kinzig-Kreis. Denn neben den sogenannten Softskills, wie der richtigen Mimik und Gestik im Bewerbungsgespräch, gibt es Workshops, die sich mit digitalen Kompetenzen oder Finanzen beschäftigen.

„Wir bieten eine Einheit gemeinsam mit der Rentenversicherung an, in der wir sensibilisieren, welche Auswirkungen welche Art der Beschäftigung auf die Rente hat. In den Kursen kann Frau sogar etwas über die Vermögensbildung lernen“, ergänzt Kristen Walther.

„Female Empowerment“ ist etwas für jede Frau – und das kostenlos

„Als der Verein ‚Berufswege für Frauen‘ im September 2021 an mich herantrat, erkannte ich sofort, dass das etwas ganz Besonderes für den Kreis ist“, erinnert sich Grit Ciani. „Früher gab es nur Arbeitsförderung im Rahmen von Leistungsbezug. Die Förderkurse sind zwar auch super – aber eben nur für Frauen, die Leistungen wie Bürgergeld beziehen. ‚Female Empowerment‘ richtet sich an jede Frau, egal, wie alt sie ist, egal, in welcher Lebenslage sie sich befindet. Und das auch noch kostenlos.“

Die Schwierigkeit im ländlichen Raum

Vor allem im ländlichen Raum sei es für Frauen manchmal schwer, sich beruflich selbst zu verwirklichen. „Wir kennen viele Frauen, die bemerkenswert tolle berufliche Hintergründe haben, die sich sehr professionell ehrenamtlich engagieren und sich über Jahre hinweg viele Kenntnisse angeeignet haben, die Familien, Vereine, nebenberufliche Interessen und vieles mehr managen. Bei denen sich all dies jedoch nicht in einem entsprechend gut bezahlten Job widerspiegelt.

Gerade Frauen im ländlichen Raum, die bisher nicht wussten, wohin sie sich wenden müssen, um sich beruflich wieder fit zu machen, fanden bisher keine geeigneten Anlaufstellen oder nur Coaching-Angebote, die sehr kostenintensiv sind. Genau diese Lücke wollen wir schließen“, betont Ciani.

Neu: Dreimonatiger Kurs, der Inhalte komprimiert vermittelt

Ganz neu ist ein dreimonatiger Kurs, bei dem Frauen komprimiert Inhalte vermittelt bekommen. „Das ist dann eine feststehende Gruppe von zehn Frauen, die sich zweimal wöchentlich trifft, entweder in Präsenz oder online. Aus dem Kurs kommen sie gestärkt heraus und wissen, was sie können und wo sie hinmöchten“, sagt Kirsten Walther. Begleitet wird der Kurs von einer App, die den Frauen täglich Impulse zum „Female Empowerment“ gibt: „Das sind dann Persönlichkeitsthemen, Tipps für die richtige Kommunikation oder auch Achtsamkeitsübungen.“ Angeboten wird der Kurs in den kommenden zwei Jahren insgesamt viermal, der nächste Kurs startet am 6. Februar, der folgende ist für den Spätsommer geplant.

Eine frühzeitige Anmeldung lohnt sich

„Auch wenn eine Frau im nächsten Kurs noch nicht mitmacht, kann sie sich schon jetzt jederzeit bei ‚Berufswege für Frauen‘ melden, um zu wissen, wo genau der Bedarf besteht“, sagt Grit Ciani. „Das hilft auch uns bei der Planung des nächsten Kurses. Bis dahin können einzelne Workshops von ‚Berufswege für Frauen‘ immer besucht werden.“

In den vergangen beiden Jahren haben 370 Frauen aus dem Main-Kinzig-Kreis an den Workshops und Einzelcoachings teilgenommen. Grit Ciani weiß aus Erfahrung, dass sich viele Frauen, vor allem im ländlichen Bereich, nicht von dem Angebot angesprochen fühlen. „Viele denken sich: ‚Das ist nichts für mich‘. Wir haben Verständnis dafür, dass Frauen, vor allem Mütter oder jene, die Angehörige pflegen, in festen Strukturen stecken. Es kann beängstigend sein, aus diesen Strukturen auszubrechen und familiäre Verantwortung abzugeben.“

Der erste Schritt ist der Wichtigste

Aber sie ist sich sicher: Den ersten Schritt wagen, das lohnt sich. „Der eigene Kompass kann in kleinen Zeitfenstern neu ausgerichtet werden. Eine halbe Stunde beispielsweise, um mit uns ein Telefonat zu führen, kleine Schritte gehen.“

Informationen und Anmeldung

Gefördert wird das Angebot von der Europäischen Union und aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, kofinanziert durch die AQA, die Ausbildungs- und Qualifizierungsgesellschaft des Main-Kinzig-Kreises, die sich intensiv an der Planung und der Bekanntmachung des Projekts beteiligt. Der dreimonatige Kurs kann auch online über Zoom besucht werden, der Teilnahme-Link wird nach Anmeldung versendet. Der Kurs startet am 6. Februar, endet voraussichtlich am 14. Mai und findet in aller Regel dienstags und donnerstags von 9 bis 12.30 Uhr statt. Alle weiteren Informationen zum Kurs, zu Workshops, Einzelcoachings, unverbindlicher Beratung und Anmeldemöglichkeiten gibt es auf der Internetseite des Vereins „Berufswege für Frauen“ hier.

GNZ