Hinweise auf Kindesmissbrauch besser erkennen

Plakataktion der Beratungsstelle Lawine am Hanauer AQA-Standort

Main-Kinzig-Kreis. – Unter dem Motto „Schieb den Gedanken nicht weg“ ist im Oktober eine Plakatkampagne mit einem begehbaren Plakat gestartet, die auf das Thema Kindesmissbrauch aufmerksam machen möchte. Das begehbare Plakat hat nun für zwei Wochen Station am Hanauer Standort der gemeinnützigen Gesellschaft für Arbeit, Qualifizierung und Ausbildung (AQA) gemacht.

Die AQA-Geschäftsführerin Helmtrud Abs berichtete von intensiven und bewegenden Diskussionen rund um das Thema. „Wir sind dem Verein Lawine sehr dankbar, dass wir mit dieser Plakataktion einen wertvollen Diskussions-Anstoß in unserem Haus bekommen haben. Für uns war wichtig, dass wir das Sensibilisieren von Kindesmissbrauch aktiv betreiben, also in diesen zwei Wochen auch alle Menschen bei uns direkt ansprechen wollten“, erklärte Abs.

So diskutierte Nadine Chaudhuri von der Lawine-Beratungsstelle in vier Workshops mit rund 100 Frauen und Männern – Mitarbeitende der AQA wie auch Klientinnen und Klienten – über Warnhinweise zu Kindesmissbrauch, über gesetzliche Rahmenbedingungen und über Auswege für Betroffene. Viele tausend Missbrauchsfälle würden Jahr für Jahr in Deutschland zur Anzeige gebracht, auch aus dem Main-Kinzig-Kreis. Die tatsächliche Zahl liege aber wohl deutlich darüber, so Chaudhuri.

Der Verein Lawine e.V. ist auf Fälle von sexueller Gewalt spezialisiert. Die Fachberatungs- und Anlaufstelle steht Menschen aus Hanau und dem gesamten Main-Kinzig-Kreis offen. Als Teil seiner Arbeit hat der Verein sich darum bemüht, die bundesweite Plakat-Kampagne des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs in den Main-Kinzig-Kreis zu holen.

Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler, zugleich Aufsichtsratsvorsitzende der AQA, freute sich über die positiven Rückmeldungen auf die Plakataktion. „Wir wollen, dass die Aktion buchstäblich in Erinnerung bleibt, nämlich genau für die Momente, in denen im privaten Umfeld akut Eingreifen und Helfen gefordert ist. Jeder Fall von Kindesmissbrauch ist einer zu viel, jeder verhinderte ein großes Glück für die Zukunft des Kindes“, sagte Simmler bei einem gemeinsamen Besuch des Hanauer AQA-Standorts in der Donaustraße mit Hanaus Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri. Der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau hatten den Verein Lawine bei seiner Idee unterstützt, diese Plakate in den Main-Kinzig-Kreis zu holen. Den Betroffenen könne nur geholfen werden, wenn man den Blick auf das direkte Lebensumfeld der Kinder schärfe und sich gut über die Thematik informiere, sagten Simmler und Bieri.

Das begehbare Plakat zeigt einen kleinen Tisch mit gelbem Stuhl, ein paar Kuscheltiere liegen achtlos auf dem bunten Teppich. Es ist ein Kinderzimmer, das auf den ersten Blick wirkt wie jedes andere, das aber zum Tatort wird. Die Aktion solle dazu anhalten, genauer hinzusehen und den Gedanken zuzulassen, dass Kinder und Jugendliche am häufigsten dort missbraucht werden, wo sie Geborgenheit, Sicherheit und Schutz von ihren Bezugspersonen erwarten, in ihrem vertrauten Umfeld, erklärte Nadine Chaudhuri. Zum Plakat-Kinderzimmer gehört auch Infomaterial, das Anlaufstellen nennt und Orientierung gibt.

Die Plakatkampagne macht als Nächstes Station im Kulturforum in Hanau (4. bis 9. März), in der Zehntscheune und im Rathaus in Linsengericht (4. bis 15. März) sowie im Generationentreff Bad Soden-Salmünster (15. bis 27. April).

Das bundesweite Hilfe-Telefon zum Thema sexueller Missbrauch ist unter der Nummer 0800 2255530 zu erreichen.

Der Verein Lawine ist erreichbar im Web unter www.lawine-ev.de, telefonisch unter 06181 256602 sowie per E-Mail an mail@lawine-ev.de. Nähere Informationen zur Plakatkampagne gibt es im Internet auf der Seite www.nicht-wegschieben.de.

Das bundesweite Hilfetelefon gegen Gewalt – Beratung und Hilfe für Frauen ist unter der Nummer 116 016 rund um die Uhr (in 18 Fremdsprachen) erreichbar, ebenso im Web: www.hilfetelefon.de.